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US Masters: Willett & sein Alter Ego

Mister Willett ist im Golf beileibe kein Unbekannter. Hundertausende Golfer lesen seine Tweets und Postings. Aber nicht Masters-Champion Danny Willett, sondern sein Bruder PJ ist der beschriebene Medienstar. In diversen Foren wird der als Teaching Pro arbeitende PJ als aufstrebender Autor und pointierter Golfkommentator gehandelt. Inspirierend, aufrichtig, lustig und einfühlsam erzählt er seine „How to be a champion“-Story über das Leben im Schatten seines erfolgreichen Bruders.

Wir empfehlen eindringlich, den Post im Original zu lesen, der Stil ist sehr persönlich, situativ und charmant:

http://thegcw.co.uk/latest-stuff/2016/7/4/pb3fzpb9a9trlqzamali17qbzh7mgv

Für alle, welche die zusammengefasste deutsche Version bevorzugen, hier zum Drüberlesen:

Beleidigungen sind während der Golfstunden von PJ Willett scheinbar an der Tagesordnung, aber keine Attacke verlangt offensichtlich so nachhaltig verteidigende Stellungnahmen wie die Frage: „Dein Bruder ist ein professioneller Golfer, bist du nicht neidisch?“

„Natürlich nicht. Ich bin wirklich stolz auf ihn. Ich liebe meinen Job und könnte nicht tun, was er tut. All die Reisen, ich würde niemals meine Familie sehen“, pflegt PJ zu antworten. Die Studenten lassen nicht locker. „Also, dein Bruder ist einer der besten Golfer der Welt – und du unterrichtest. Sind deine Eltern nicht enttäuscht?“

Die routinierte Antwort ist überaus glaubhaft: „Mein Job ist unglaublich, ich liebe, was ich tue. Ich könnte auch machen, was Danny tut, aber das will ich nicht – halt den Mund, und übe weiter.“

Den anschwellenden Ärger erkennend, beginnen die Versuche der Golfschüler, Trost zu spenden. „Er verdient all das Geld nicht. Es ist verrückt, du arbeitest genauso hart.“

Ein guter Lehrer ist immer auf der Suche nach Möglichkeiten, Weisheit zu vermitteln, sogar in den banalsten Situationen. Mit dieser Maxime im Kopf erwidert PJ:

12

Als Zwölfjähriger bin ich 100 Meter in einer Zeit gelaufen, die mein Sportlehrer als „blitzschnell“ beschrieb.

Ich beschloss, Millionen als Leichtathletikolympionike zu machen.

Mit zwölf chippte Danny Golfbälle in einen Eimer im Garten. Haufenweise, überall im Garten, aus allen verschiedenen Winkeln. Er chippte sie aus langem Gras, aus kurzem Gras und verwendete ein Fleckchen Schlamm als Bunker.

Stunden über Stunden nur chippen.

Ich trat einem Athletikverein bei, aber mein Erfolg wurde von einer Nur-Schokoladen-Diät, meiner Faszination für Zigaretten und meiner Obsession für ein neues Computerspiel namens „Wipe Out“ verhindert.

Ich habe es niemals als Olympionike geschafft.

15

Als ich 15 war, erhielt ich den „Player of the Year“-Pokal für 28 Tore in 18 Spielen in meinem Footballteam.

Ich beschloss, Millionen als Footballer zu machen.

Mit 15 wurde Danny von englischen Managern umworben. Er verbrachte jeden Abend und 20 Stunden am Wochenende auf dem Golfplatz. Wenn er es nicht in den Klub schaffte, puttete er den Hausflur rauf und runter und fluchte jedes Mal, wenn der Kontakt nicht genau passte.

Stunden über Stunden nur putten.

Ich habe den „Player of the Year“-Pokal nie wieder gewonnen, weil ich wegen Katern und meiner Obsession für ein neues Computerspiel namens „Metal Gear Solid“ zu viele Spiele und Trainings versäumt habe.

Ich habe es niemals als Footballer geschafft.

18

Als ich 18 war, habe ich in einigen Produktionen als Schauspieler gespielt, oft in der Titelrolle.

Ich beschloss, Millionen als Schauspieler zu machen.

Mit 18 ging Danny zum Studium nach Amerika und teilte sich seine Zeit zwischen ununterbrochenen Turnieren in den Staaten und dauernden Aufenthalten im Klub, wenn er auf Urlaub zu Hause war, ein.

Wann immer er das Haus nicht verlassen konnte, hatte er die unangenehme Angewohnheit, vor dem Fernseher zu stehen und alle Stadien seines Schwungs in Zeitlupe anzusehen, sein Spiegelbild im Fenster zu betrachten und den Schwung anzupassen, wo es ihm notwendig erschien.

Stunden über Stunden nur schwingen.

Ich hab einen kleinen Schauspielabschluss gemacht, aber mein Engagement für Schauspielerei war von einer Wertschätzung für alle möglichen entspannenden Substanzen und einer kleinen Besessenheit für ein neues Computerspiel namens „Halo“ beeinträchtigt.

Ich habe es niemals als Schauspieler geschafft.

21

Als ich 21 war, habe ich mit einem 500-Pfund-Investment 19 Prozent Gewinn eingefahren.

Ich beschloss, meine Millionen als Unternehmer zu machen.

Mit 21 traf Danny die sehr riskante Entscheidung, auf die europäische Tour zu gehen, anstatt weiter sein Universitätsstudium zu betreiben.

Er schlug jeden Tag mehr als 800 Golfbälle, sieben Tage die Woche. Und wenn er keine Golfbälle schlug, analysierte er, welchen Aspekt seines Spiels er mit dem Schlagen von 800 Golfbällen am kommenden Tag verbessern könnte.

Stunden über Stunden nur schlagen.

Ich habe mich dem amerikanischen Vertreterkonzept angeschlossen, musste angesichts einer drohenden Klage eine Schiffsladung Oakley-Sonnenbrillen entsorgen und wurde aus einem lukrativen Job gefeuert, weil ich von einem neuen Computerspiel namens „World of Warcraft“ besessen war.

Ich habe es niemals als Unternehmer geschafft.

Kapiert?

An diesem Punkt reißt sich PJ zusammen, starrt aufmerksam auf den Golfschüler und hofft, den metaphorischen Geistesblitz in dessen Augen zu erkennen.

„Du warst ein schneller Läufer?“

„Ja, aber …“

„Du hast echt 28 Tore in einer Saison geschossen?

„Ja, aber …“

„Du hast Drogen genommen?“

„Hab ich nicht – hör mal, du hast den springenden Punkt verpasst.“

„Ich werde ein Golfer, werde Millionen verdienen – er hat Glück, dein Bruder.“

Der Geistesblitz kommt und kommt nicht.

Vor einem Jahr hat PJ sein erstes Buch geschrieben, seine Schwägerin sagt, es sei super. Er will Millionen als Autor machen.

Danny hat in Deutschland nur 18 Loch gespielt, ein Tweet zeigte ihn beim Training in vollkommener Dunkelheit.

Er wird noch Stunden dort sein beim Training.

PJ versucht, sein zweites Buch zu schreiben, aber es wird eine Weile dauern, weil er und seine Frau gern Prosecco trinken und er eine kleine Besessenheit bezüglich eines neuen Computerspiels namens „Fallout 4“ hat.

Der Geistesblitz kommt wohl nie.

PJ beschreibt sich selbst als aufstrebenden Autor, erfahrenen Lehrer, unzulänglichen Vater, hervorragenden Ehemann und bekannten Golf-Tweeter.

Und wir freuen uns jedenfalls auf seine kommenden Texte.

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